Hochschulische Kooperationen mit Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft gestalten: Dritter Workshop der „Innovativen Hochschulen“

Quelle: PTJ
Quelle: PTJ

Wie kann die Zusammenarbeit der „Innovativen Hochschulen“ mit Partnern aus Wirtschaft, Kultur, Gesellschaft gelingen? Beim dritten Workshop der Bund-Länder-Initiative am 24. und 25. September 2019 diskutierten rund 130 Teilnehmende mögliche Kooperationsmodelle, Erfolgsfaktoren und Fallstricke. Auch der erste „Transfer Slam“  feierte Premiere.  Gastgeberin war die Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden aus dem Hochschulverbund „Saxony5“ .

Wechselseitige Austauschprozesse zwischen Hochschulen und ihren Regionen bilden das Grundgerüst der Bund-Länder-Initiative „Innovative Hochschule“. Dieser Austausch erfolgt insbesondere in vielfältigen Kooperationsformen, die an den Hochschulen zunehmend strategisch motiviert und strukturell verankert sind. Kooperationen führen so nicht nur zur Erreichung eines gemeinsamen Projektziels, sie schaffen die Grundlage für neue Projekte auf beiden Seiten – und neue Ideen für die Praxis in der Wirtschaft, der Zivilgesellschaft, der Verwaltung, im Bildungsbereich oder Kulturbetrieb. Kooperationen geben jedoch auch Impulse für die Weiterentwicklung der Hochschulen sowie für neue Forschungsfragen und -ansätze in der Wissenschaft. Dass entsprechend nicht nur die sie umgebenden regionalen Innovationssysteme, sondern auch die 48 „Innovativen Hochschulen“ selbst von einem Austausch auf Augenhöhe mit Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft profitieren können, wurde auf dem zweitägigen Workshop intensiv diskutiert.

Während am ersten Tag die Projektleitungen im regulären Strategie-Workshop intern tagten, wurde der zweite Tag für weitere Teilnehmende aus den Hochschulen sowie für geförderte Partner aus den Verbundvorhaben geöffnet, um die Workshoparbeit zu Herausforderungen von Kooperationen im größeren Kreis fortzuführen. Neben vielfältigen Vorträgen wurden vor allem interaktive Diskussionen in thematisch gegliederten Gruppen geführt und neue Themen ins IHS-Camp, ein Barcamp-Format, eingebracht. Eine unterhaltende Art von Erfahrungsberichten aus hochschulischen Kooperationen mit der Region konnten die Teilnehmenden beim ersten „Transfer Slam“ erleben: Projektmitarbeitende aus sieben „Innovativen Hochschulen“ stellten, teilweise im Tandem, ihre individuellen Erfahrungen unter dem Motto „Zusammen sind wir stark?!“ vor.

Starke Partner in der Region

„Innovative Hochschulen“ sind Schlüsselakteure ihrer Regionen. Sie organisieren neuartige und sichtbare Austauschprozesse, initiieren neue Kooperationsformate und institutionalisieren bestehende Kooperationsbeziehungen mit der regionalen Bevölkerung, mit Unternehmen, Kommunen sowie Bildungs- und Kultureinrichtungen. Dabei werden sie zunehmend auch von wissenschaftsfernen Anspruchsgruppen als zentrale Bezugspunkte wahrgenommen und sind ebenso in einer vermittelnden Rolle gefragt. In seinen einleitenden Worten unterstrich Alexander Wirp, Referent im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), die besondere Rolle von Hochschulen im wechselseitigen Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis, auch im Sinne eines proaktiven Entgegenwirkens zu „fake news“ oder „alternativen Fakten“.

Auf eine bereits 15-jährige Kooperationshistorie können die Verbundhochschulen von „Saxony5“ zurückblicken, das von der gastgebenden Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Dresden koordiniert wird. Als eines der 29 Gesamtvorhaben der Bund-Länder-Initiative „Innovative Hochschule“ verstetigt „Saxony5“ den dynamischen Kreislauf zwischen Unternehmen, Gesellschaft und Hochschulen. Prof. Roland Stenzel, Direktor der HTW Dresden betonte, dass insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen kaum Kapazitäten für eigene Tätigkeiten im FuE-Bereich hätten und dementsprechend auf die Unterstützung durch forschungs- und transferstarke Hochschulen angewiesen seien. Aktuell erprobte Ansätze zur Verbesserung der Transferwirkung der HTW Dresden und von „Saxony5“ zeigten Hans-Georg Wagner (Projektgeschäftsführer), Prof. Dr. Dirk Reichelt (Teilvorhabenleiter Co-Creation Lab „Fabrik der Zukunft“) und Annegret Wolf (Projektmitarbeiterin „Transfer über Köpfe“) in ihrer praxisorientierten Keynote. Das Businesscluster für Verwertungsplanung“ bündelt etwa Informationen zum Stand der Projekte, während der „Marktplatz der Ideen“ neue Veranstaltungsformate sowie einen digitalen Austausch zur Kundenkommunikation bereithält. Besonders innovative Modelle des Personaltransfers werden im Teilprojekt „Transfer über Köpfe“ entwickelt und erprobt.

Win-Win-Situationen schaffen

Eine Konstellation schaffen, von der alle beteiligten Akteure profitieren – einige „Innovative Hochschulen“ verfolgen dieses Ziel bereits mithilfe eigener und gebündelter Kooperationsplattformen oder anderer innovativer Formate. In seinem Vortrag erläuterte Dr. Carsten Burchardt, Development Manager bei Siemens Digital Industries, was wichtige Kooperationskriterien aus Sicht eines forschungsstarken Großunternehmens sind und welche Aspekte zum Erfolg von Kooperationen zwischen Unternehmen und Hochschulen unterschiedlichen Typs beitragen können. Dafür ist beispielsweise eine funktionierende Kommunikation zwischen den Kooperationspartnern nötig. In ihrer Keynote am zweiten Workshoptag unterstrich Dr. Isabel Roessler, Senior Projektmanagerin im Centrum für Hochschulentwicklung (CHE), die Bedeutung einer zielgruppengerechten und wirkungsbewussten Herangehensweise an den Ideen- und Wissenstransfer. Wer ist Adressat meiner Transfertätigkeiten? Was will ich mit einer bestimmten Transfermaßnahme erreichen? Welche sonstigen Wirkungen der Maßnahme sind darüber hinaus zu bedenken? Eine wichtige Basis für alle Transferbemühungen sei dabei, sich der jeweils unterschiedlichen Blickwinkel und „Sprachen“ bewusst zu sein und auf eine gemeinsame Sprachebene mit den adressierten Partnern zu gelangen.

Viele Anwesende aus den Projektteams der „Innovativen Hochschulen“ zeigten sich an dem Vortrag von Wolfgang Anhalt zu den beihilferechtlichen Rahmenbedingungen von hochschulischen Transfertätigkeiten interessiert. Als Leiter des Fachbereichs Qualitätssicherung und Grundsatzfragen der Projektförderung beim Projektträger Jülich stellte er nicht nur typische Fälle beihilferechtlicher Bewertungen vor, sondern stand den Hochschulvertretenden auch für eine umfassende Fragerunde zur Verfügung. Der für die Diskussion wesentliche „Unionsrahmen für staatliche Beihilfen zur Förderung von Forschung, Entwicklung und Innovation“ fungiert dabei als eine wichtige Leitplanke für hochschulische Tätigkeiten insgesamt.

Interaktiver Austausch

In verschiedenen Workshopformaten hatten die rund 130 Teilnehmenden die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen. Zwar haben Kooperationen mit der Wirtschaft, Gesellschaft oder mit Kultur, Bildung und Verwaltung auch viele spezifische erfolgstreibende oder -mindernde Faktoren, doch finden sich auch übergreifende Gemeinsamkeiten. Beispielsweise stellt geistiges Eigentum sowohl in der Wirtschaft als auch in der Kunst und Kultur ein sensibles Feld dar. Kooperationen funktionieren am besten, wenn man sich auf Augenhöhe begegnet und das Gegenüber als Experten einbindet. Offene Fragen kamen im IHS-Camp zur Sprache, darunter besondere Transferformate und agile Prozesse, Nachhaltigkeitsstrategien, Rollenverständnisse in Bezug auf Innovations-/Transfermanager, Kulturwandel oder die Frage, wie die „Innovative Hochschule“ als Marke in Kooperationen auftreten kann. Über XELOS, dem Social Intranet der „Innovativen Hochschulen“, wurden neue Vernetzungsideen zu den Workshop-Themen angestoßen.

Transfer Slam feiert Premiere

Zum Abschluss des Workshops brachten neun kreative Slammerinnen und Slammer aus sieben „Innovativen Hochschulen“ ihre Projekterfahrungen unter das Motto „Kooperationen – zusammen sind wir stark?!“. Auf dem ersten „Transfer Slam“ konnte das Publikum unter anderem viele interessante Parallelen zum Transfer, etwa am Beispiel von Videospielen oder Fußballmannschaften kennenlernen. Besondere Begeisterung löste der Beitrag von Hendrik Möller von der Hochschule RheinMain (IMPACT RheinMain) aus, der sich mit seinem durchweg gereimten Slam-Beitrag den ersten Platz sicherte. Den zweiten Platz belegte Elena Schön von der HfT Stuttgart (M4_Lab) mit ihrem Quasi-Pecha-Kucha-Vortrag, während Elisabeth Krämer und Kristin Buchinger von der Hochschule Kaiserslautern (ODPfalz) als Drittplatzierte das Publikum mit auf eine theatergleiche Bahnfahrt mitnahmen. Neben einer Tasse für alle Teilnehmenden konnten sich die drei Erstplatzierten zusätzlich „Wildcards“ für den kommenden Workshop der „Innovativen Hochschulen“ sichern. Dieser ist – erneut in kleinerer interner Runde – für März 2020 in Augsburg geplant. Den symbolischen Staffelstab in Form eines Roll-Ups zur Förderinitiative nahmen Dr. Barbara Giehmann, Vertreterin der Hochschule Augsburg (HSA_transfer), sowie Dr. Wolfang Biegel, Vertreter der Universität Augsburg (WiR) entgegen.

 

Mehr zur Bund-Länder-Initiative „Innovative Hochschulen“auf der BMBF-Webseite

Zum Gewinner-Beitrag im IHS-Transfer-Slam von Hendrik Möller (Impact RheinMain)