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15.04.2021 Aus der Praxis, Inno-Up

Joint Labs als Denk- und Experimentierräume der Innovationsforschung

Den Transfer von Technologien in Unternehmen vorantreiben - können Joint Labs dafür eine Lösung sein?

Quelle: Ernst Kaczynski / Universität Potsdam
Quelle: Ernst Kaczynski / Universität Potsdam | Quelle: Ernst Kaczynski / Universität Potsdam

Die Herausforderung

Der Transfer von Technologien ist von großer Bedeutung für die „Dritte Mission“ der Hochschulen in Deutschland. Welche Formate gibt es, die den Technologietransfer ermöglichen und antreiben? Dieser Aufgabe stellte sich das Vorhaben Inno-UP.

Die Lösung

Die Universität Potsdam setzte sich im Rahmen Ihres Vorhabens „Innovative Hochschule Potsdam (Inno-UP)“ das Ziel, Joint Labs als neue Modelle des technologieorientierten Transfers mit externen Partnern prototypisch zu testen und zu etablieren. In drei konkreten Joint-Lab-Ansätzen sollte ein allgemeingültiger Prozesspfad – von der Ideenfindung bis zur Betriebsphase – entwickelt werden. Ausgehend von bereits bestehenden Joint Labs in Potsdam, sollten im Rahmen von Inno-UP neue WTT-orientierte Kooperationsmodelle vor allem mit Instituten der Leibniz-Gemeinschaft und der Fraunhofer-Gesellschaft initiiert werden. Die neuen Joint Labs sollten insbesondere Forschungsthemen im regionalen und institutionellen Kontext der Universität aufgreifen, wie zum Beispiel Biotechnologien oder Optische Prozessmessverfahren.

Die Umsetzung

Eine allgemeingültige Definition für „Joint Lab“ existiert nicht. Grundsätzlich lassen sich jedoch zwei Grund-Typen von Joint Labs unterschieden: Joint Lab Typ A ist eine eher offene Beteiligungsform – gewöhnlich ohne Festlegung konkreter Ressourcen seitens der Akteure. In diesem Format wird – soweit rechtlich und organisatorisch möglich – die prinzipielle Bereitschaft zum Teilen einer bestimmten Ressource signalisiert, ohne dass die tatsächliche Nutzung in konkreten Projekten bereits avisiert ist.

Im Unterschied zum Typ-A-Modell findet im Typ-B-Modell durch die Partner vorab eine Festlegung der Ressourcen statt, die zur Durchführung der avisierten Kooperation eingesetzt werden sollen. Die Form der Zusammenarbeit gleicht damit einer verbindlich definierten Kooperation, denn die Partner sind sich einig, dass sie auf jeden Fall zusammenarbeiten wollen, hierfür auch Ressourcen investieren, und dass Innovationen in zuvor abgestimmten Entwicklungskorridoren erreicht werden können.

Im Rahmen von Inno-UP wurden seit 2018 zusammen mit weiteren Partnern, insbesondere dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP als direkten Partner, gemeinsame Kooperationsräume der transferorientierten, offenen Zusammenarbeit erprobt. Die partnerschaftlich organisierten Transferräume wurden im Sinne eines Joint Labs des Typ A für die Anbahnung von offenen Kooperationen mit externen Partnern, insbesondere Unternehmen, genutzt. An der Universität Potsdam erwies sich dabei ein alternatives Umsetzungsmodell der Joint Labs als besonders zielführend: Es wurde hierbei in eine vorwettbewerbliche Projektanbahnungsphase und eine tatsächliche Projektdurchführungsphase unterschieden. Die strikte Trennung der Stufen 2 und 3 eröffnete dabei bessere Lösungsoptionen für die Kooperation mit Unternehmen.

Das Fazit

Der tatsächliche Transfererfolg hängt entschieden von der effizienten Zusammenarbeit und einer tatsächlichen Interaktion der am Transferprozess beteiligten Akteurinnen und Akteure ab. Hierfür bedarf es des Raumes der Interaktion. Mit der Gestaltung offener „Denk und Experimentierräume“ zu spezifischen Technologiethemen konnte Inno-UP diesen Raum schaffen. Aus der Erfahrung des Aufbaus der fachlich fokussierten Joint Labs lernten Inno-UP außerdem, dass für eine effiziente Anbahnung von Projekten mit externen Partnern ein fachlich versierter Lab-Manager unabdingbar ist. Es zeigte sich zudem konkret, dass reine Transferscouts ohne fachlichen Hintergrund nicht die gewünschte Vernetzung der Akteurinnen und Akteure und die Ansprüche der externen Partner erfüllen. Zudem zeigte sich einmal mehr die dringende Notwendigkeit der Trennung von wirtschaftlicher vs. nicht-wirtschaftlicher Tätigkeit. Obgleich Inno-UP mit dem Stufenmodell hier bereits Lösungsansätze aufzeigen konnten, sieht das Vorhaben auch im dritten Jahr der Format-Erprobung noch einige Herausforderungen für den Aufbau von offeneren Kooperationsformaten mit der Wirtschaft.