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08.02.2024 InCamS@Bi

Nachhaltig produzierte Textilien in den Kreislauf bringen

Ein interdisziplinäres Team der Hochschule Bielefeld war am 21. Januar 2024 beim lokalen Textilhersteller fast52 zu Besuch und hat zahlreiche Anknüpfungspunkte zur Zusammenarbeit gefunden. Das Unternehmen möchte mit Unterstützung des Projekts InCamS@BI weitere Stellschrauben in Richtung Nachhaltigkeit bewegen.

Eine Gruppe Frauen diskutiert in einem Raum. Im Hintergrund liegen Textilrollen in einem Regal.
Eliza Starke interessiert sich aus wirtschaftspsychologischer Perspektive für
den Zusammenhang von Markenkommunikation und Nachhaltigkeit. | Quelle: P. Pollmeier/HSBI

Das Unternehmen fast52 Bielefeld-Sennestadt arbeitet nachhaltig: Es stellt Kleidung on demand her, spart Ressourcen ein und produziert fair. Trotzdem will fast52 noch nachhaltiger werden – mit Unterstützung des Projekts InCamS@BI. Die Wände sind mit ausgedruckten Designentwürfen von Trikots, Jacken und Hosen verziert, auf einer Kleiderstange hängen Outdoorjacken, Mäntel und Langarmshirts in bunten Farben, Mitarbeitende sitzen am Bildschirm und bearbeiten u.a. 3-D-Visualisierungen. Mittendrin: Technologiescouts und Forschende aus dem Projekt InCamS@BI. Der Innovation Campus for Sustainable Solutions, wie InCamS@BI ausgeschrieben heißt, ist ein Transferprojekt von der Hochschule Bielefeld und der Universität Bielefeld.

Zwei Männer im Gespräch.
Technologiescout Dr. Matthias Pieper möchte sich mit dem Entfärben des in der Produktion anfallenden Stoffverschnitts beschäftigen, um auch diese Reste im Kreislauf zu nutzen.
Quelle: P. Pollmeier/HSBI

Der Wettbewerb in der Textilbranche ist hart und die Preissensibilität der Verbraucher insbesondere in den entwickelten Märkten extrem. Deswegen werden zahlreiche Produkte nach wie vor in Ländern mit niedrigen Arbeitskosten produziert und müssen über große Distanzen in ihre Zielmärkte transportiert werden. Ausgeklügelte Marketing-, Vertriebs- und Logistiksysteme sollen helfen, das Geschäft dennoch planbar zu halten. All das jedoch ist oft wenig nachhaltig, denn es begünstigt den Einsatz von Materialien, die die Umwelt belasten, und führt nicht selten zu einer Verschwendung von Rohstoffen und Energie. Der geschäftsführende Gesellschafter Ralf Kelber kennt diese Probleme und hat sich mit seinem 2016 gegründeten Startup für einen anderen Weg entschieden: „Wir produzieren aktuell schwerpunktmäßig Sport-, Freizeit- und Corporatekleidung, aber wir stellen nur das her, was auch tatsächlich bestellt und verkauft ist. Der Handel plant bei Aufträgen und Warenbeständen mit maximal zwei, drei Wochen Vorlauf und nicht mit den sechs bis neun Monaten, die die großen Textilhersteller brauchen, die in Übersee produzieren.“ On demand nennt man das. Und damit die Kunden ihre Ware zeitnah bekommen, produziert fast52 ausschließlich regional. Kelber: „Uns schwebte ein einfaches, skalierbares System vor, das ökonomisch wettbewerbsfähige Produkte durch gute Qualität und eine Minimierung der Verschwendung erzielt.“

Eine Gruppe von Personen steht um Tische mit Computern herum. Im Hintergrund sind Entwürfe von Kleidung angeheftet.
Nachhaltige Textilien auf Bestellung sind das Produkt von fast52: ein idealer Anknüpfungspunkt für das interdisziplinäre Team von InCamS@BI, um die Produktion des Textilherstellers punktuell noch nachhaltiger zu machen.
Quelle: P. Pollmeier/HSBI

Herr Kelber hat deswegen das Team von InCamS@BI eingeladen, um von außen auf potenzielle Herausforderungen und mögliche „Stellhebel“ zu schauen, die fast52 noch nachhaltiger machen können. Das passt gut, denn im Fokus des Hochschulprojekts stehen insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen in Ostwestfalen-Lippe (OWL), die Kunststoffe herstellen, verarbeiten oder nutzen. Das InCamS@BI Projekt, welches im Rahmen der Bund-Länder Initiative „Innovative Hochschule“ gefördert wird, hat Personal, Zeit und entsprechende Ausstattung, um Probleme der Marktteilnehmer zu erfassen, zu analysieren und Lösungsideen zu entwickeln. Zum ersten Besuch kommen deswegen ganz verschiedene HSBI Expertinnen und -Experten zu fast52, darunter Forschende aus der Kunststofftechnik, der Werkstoffprüfung, der Zirkulären Wertschöpfung, der Wirtschaftspsychologie, dem Wirtschaftsrecht und dem Innovationsmanagement.

Wie EU-Recht die Planung beeinflusst, wie die Produktion genau funktioniert, welche Ansätze zur Verwertung der Abfallstoffe die Projektpartner miteinander diskutieren und ob dabei ein Pfandsystem für Textilien helfen könnte, das können Sie ausführliche in der Pressemitteilung der HSBI nachlesen.