Transfer im Rampenlicht: Workshop zur Öffentlichkeitsarbeit der „Innovativen Hochschulen“

Die „Dritte Mission“, der Transfer, steht im Mittelpunkt der Kommunikationsarbeit von 48 geförderten „Innovativen Hochschulen“. An welche Zielgruppen sie sich richten, welche konkreten Themen, Formate, Instrumente denkbar und dankbar sind, diskutierten über 60 Teilnehmende am 27. und 28. März 2019 auf dem zweiten Workshop der Begleitmaßnahme zur Bund-Länder-Initiative. Gastgeberin war die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg auf dem Campus Sankt Augustin.

Komplexe Themen aus Wissenschaft und Verwaltung einerseits, einfach zugängliche und möglichst interaktive Aufbereitung andererseits: Den Anforderungsspagat zu meistern und dabei immer die Ziele und Zielgruppen im Blick zu halten, ist für die 29 Vorhaben aus der Bund-Länder-Initiative „Innovative Hochschule“ eine große Aufgabe, auch in Sachen Öffentlichkeitsarbeit. Die entweder im Verbund oder einzeln geförderten 48 Hochschulen sollen das zentrale Thema Transfer verständlich, mit eigener Handschrift und reichweitenstark kommunizieren, damit sie ihr Transferprofil sichtbarer machen. Wie das gelingen kann und welche Hürden in der Kommunikationsarbeit liegen, wurde auf dem zweiten Workshop und Erfahrungsaustausch unter dem Motto „Profilbildung in der ‘Dritten Mission‘ durch Öffentlichkeitsarbeit und Fachkommunikation“ von den mehr als 60 Teilnehmenden diskutiert.

Bund-Länder-Initiative stärkt Thema Transfer
„Transfer ist neben Digitalisierung eine zentrale Zukunftsaufgabe. Die ‘Innovativen Hochschulen‘ können hier wichtige Impulse setzen und auch durch ihre Öffentlichkeitsarbeit mehr Wissen und Transparenz schaffen“, betonte Dr. Karin Korn-Riedlinger, Referentin im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), in ihrem Begrüßungsstatement. Allerdings wird die „Dritte Mission“ in der Öffentlichkeitsarbeit der Hochschulen oft nachrangig gegenüber den beiden anderen Missionen, Lehre und Forschung, behandelt. Nicht nur ist Transfer ein komplexes Querschnittsthema, das Ideen, Wissen und Technologien im Austausch mit der Region voranbringen soll. Auch sind Studienbewerberzahlen oder Forschungsexzellenz bereits etablierte Parameter, nach denen Hochschulen beurteilt werden. Die Bund-Länder-Initiative ist dahingehend ein wichtiges förderpolitisches Signal für die Hochschulen und Regionen, sich konkurrenzfähig im Bereich Transfer aufzustellen und dies auch öffentlichkeitswirksam zu vermitteln. Das hob ebenfalls der gastgebende Präsident der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS), Prof. Dr. Hartmut Ihne, hervor. Mit „Campus to World“  bringt sich die H-BRS vor allem mit ihren sechs Teilprojekten ins regionale Innovationssystem ein, darunter im Bereich Ethik und Verantwortung, Sicherheitsforschung und Visualisierung.

Keynote und Podiumsdiskussion zu zentralen Kommunikationsfragen
Mit der Region in den Austausch treten und Impulse setzen – das ist eine vielseitige Aufgabe der „Innovativen Hochschulen“, die durch eine zielgerichtete Öffentlichkeitsarbeit begleitet werden kann. In ihrer Keynote „Dialogische Kommunikation für Innovation“ veranschaulichte Dr. Beatrice Lugger, Geschäftsführerin und Direktorin des Nationalen Instituts für Wissenschaftskommunikation (NaWik) in Karlsruhe, die wichtige Brückenfunktion von Kommunikatorinnen und Kommunikatoren zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Unterschiedliche Werkzeuge der Wissenschaftskommunikation können dabei helfen, Konzepte zu entwickeln und in den Dialog zu treten.
Dass die Kommunikationsleistung auch vom Professionsgrad der Kommunizierenden, den hochschulischen und regionalen Rahmenbedingungen abhängt, wurde auf der anschließenden Podiumsdiskussion deutlich. Unter Moderation des Projektträgers Jülich sprachen fünf Gäste über den Status Quo in der Wissenschaftskommunikation und die Entwicklung hin zu einer offenen Transferkultur: Keynote-Sprecherin Dr. Beatrice Lugger (NaWik), Norbert Robers (Leiter der Pressestelle der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster), Dr. Heinz Greuling (stellvertretender Redaktionsleiter des Science Media Centers in Köln) sowie die Vertreterinnen von zwei „Innovativen Hochschulen“, Natascha Buhl (Öffentlichkeitsarbeit „Campus to World“, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg) und Cynthia Meißner (Kommunikationsmanagerin „Saxony5“, Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden).

Im Kern war man sich einig: Wissenschaft muss sich legitimieren und verständlich machen, etwa durch Vereinfachung der Botschaften aus dem Fachjargon. Das passiert vorrangig über Themen, die hohe Relevanz für das Leben der Menschen haben. Die Kommunikation „raus aus dem Elfenbeinturm“ nutzt langfristig auch der Reputation und Weiterentwicklung der Hochschulen. Welche Formate sie dabei wählen, hängt stark von der Region und Zielgruppe ab. Ein Science Slam ist im Ballungsraum mitunter nicht mehr so innovativ, für Wirtschaftspartner möglicherweise nicht das richtige Angebot. Auch kämpfen die Kommunikationsverantwortlichen mit Aufmerksamkeits- und Ressourcenknappheit. Eine Lösung ist, bereits bestehende Kanäle zu nutzen, lokale und regionale Medien sowie Multiplikatoren einzubeziehen. Im Idealfall werden durch die Kommunikationsmaßnahmen gar Diskurse und Handlungsweisen beeinflusst, auch in der internen Organisation. Kann eine neue Art von „Transferkommunikation“ den Aufbau einer offenen Transferkultur fördern? Ja, mit gewissen Grenzen. Die Marke „Innovative Hochschule“ bietet einen Rahmen, der noch gefüllt und etabliert werden muss.

Von der Dachmarke zur individuell gestalteten Öffentlichkeitsarbeit
Wer öffentlichkeitswirksam Themen setzen will, muss seine Zielgruppen kennen und prägnante Botschaften in zielgruppengenaue Formate verpacken. Um diese strategischen Anforderungen gemeinsam für die Dachmarke „Innovative Hochschule“ abzustecken, fanden sich die Teilnehmenden in Themen-Cafés zu folgenden Unterthemen zusammen: Regionale Verankerung, Soziale Innovationen, Technologische Innovationen, Hochschulinterne Transferentwicklungen. Sie diskutierten in Kleingruppen, welche Kommunikationsziele, Zielgruppen, Alleinstellungsmerkmale und Leitmotive die „Innovativen Hochschulen“ verbinden. So wurden übergreifende Kernbotschaften formuliert, die vielfach den Austauschcharakter mit der Wirtschaft und Gesellschaft betonten. Auf dieser Basis können die „Innovativen Hochschulen“ nun ihre eigenen Botschaften schärfen.
 Dass bereits viele Kommunikationsmaßnahmen zur Vermittlung wichtiger Botschaften seit dem Förderbeginn in 2018 angelaufen sind, präsentierten „InnoSüd“, „IMPACT RheinMain“, „WITI“, „ODPfalz“ und „Innovation Hub 13“ in kurzen Impulsvorträgen. Sie zeigten individuelle Schwerpunkte, aber auch die großen Herausforderungen im Bereich interner Kommunikation, Pressearbeit, Kreativmethoden, Storytelling und Showrooms. Anschließend startete das erste IHS-Camp in Kleinformat (anlehnend an die seit 2005 bekannten Mitmach-Tagungen namens BarCamps). In fünf Sessions wurden relevante Themen von den Teilnehmenden befüllt: Es ging um strukturelle Fragen, wie Kommunikationsarbeit in Verbundprojekten, aber auch um die Besonderheiten von Social-Media-Kanälen oder um ganz konkrete Instrumente wie Newsletter.

Community Building zum Ziel
An zwei Tagen konnten die Vertreterinnen und Vertreter aus Projektkoordination, operativer Projektleitung sowie den Kommunikationszweigen der „Innovativen Hochschulen“ das Thema Öffentlichkeitsarbeit aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten, neue wie auch bewährte Wege für die Kommunikation von Transferthemen aufzeigen. Nach abschließenden Worten von Alexander Wirp, Referent im Bundesministerium für Bildung und Forschung, lud Hans-Georg Wagner als Projektmanager von  „Saxony5“ die „Innovativen Hochschulen“ für den nächsten Workshop im Herbst 2019 an die Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden ein. Zur weiteren Vernetzung stellt der Projektträger Jülich ein neues Social Intranet zur Verfügung. Start war am 21. März 2019. Hier haben die „Innovativen Hochschulen“ die Gelegenheit, sich auch organisationsübergreifend zu gewünschten Themen auszutauschen, damit der Erfahrungsaustausch über die Workshops hinaus zum Community Building beiträgt.

Mehr zur Bund-Länder-Initiative „Innovative Hochschulen“auf der BMBF-Webseite

Zur Projektwebseite „Campus to World“ der gastgebenden Hochschule Bonn-Rhein-Sieg