Transfererfolge messen - nur wie? Erster Workshop zur „Innovativen Hochschulen“ diskutiert Maßstäbe

Zum ersten Workshop und Erfahrungsaustausch der Förderinitiative „Innovative Hochschule“ trafen sich am 27. und 28. September 2018 Vertreterinnen und Vertreter der 48 geförderten „Innovativen Hochschulen“ an der Hochschule Fulda. Rund 60 Teilnehmende diskutierten an zwei Tagen über Evaluationsprozesse sowie geeignete Indikatoren, um Transfererfolge und -wirkungen messbar zu machen.

Viele wichtige Innovationen entstehen aus der Zusammenarbeit von Hochschulen mit Akteuren aus der Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Mit der Förderinitiative „Innovative Hochschule“ stärken Bund und Länder die strategische Ausrichtung der Transferaktivitäten von Hochschulen und damit ihre besondere Rolle im regionalen Innovationssystem. Wie erfolgreich die geförderten Hochschulen ihre regionale Vernetzung vorantreiben, wie gut ihre Transferstrukturen und der Aufbau einer neuen Transferkultur funktionieren, stand im Mittelpunkt des ersten Workshops der Begleitmaßnahme in Fulda. An zwei Workshop-Tagen hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, sich in interaktiven Formaten – wie Speed-Talks und Gruppengesprächen à la World Café – über Programmziele, geeignete Indikatoren der Zielerreichung sowie individuelle Schwerpunktsetzungen der Wirkungsmessung auszutauschen.

Individuelle strategische Schwerpunkte in den Gesamtvorhaben
In der themen- und technologieoffenen Bund-Länder-Initiative „Innovative Hochschule“ zeichnen sich die 29 Gesamtvorhaben, davon zehn Hochschulverbünde, durch sehr unterschiedliche Profile aus: von sozial und künstlerisch geprägten Projekten bis hin zu solchen mit einem technischen Fokus. So bringen die geförderten Hochschulen heterogene Voraussetzungen für den Ideen-, Wissens- und Technologietransfer mit. Einen besonderen Beitrag zum gegenseitigen Verständnis leisteten Kurzvorstellungen von Vertreterinnen und Vertretern ausgewählter Projekte über ihre Ansätze der Evaluation und Wirkungsmessung. Hier boten die Projekte „s_inn“, „HSA_transfer“, „NUCLEUS Jena“, „menschINbewegung“, „TransInno_LSA“ und „s:ne“ prägnante Einblicke in ihre Projektarbeit. Die Beispiele zeigten deutlich, dass projektspezifische strategische Ausrichtungen für die Entwicklung eines Indikatorik-Sets unbedingt mitberücksichtigt werden müssen. Dies betonte auch Prof. Dr. Peer Pasternack, Direktor des Instituts für Hochschulforschung an der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg, in seiner Keynote „Evaluationsprozesse und Erfolgsmessung der Third Mission“. Er warb dafür, die Leistungsmessung mit möglichst geringem bürokratischem Aufwand durchzuführen. Auch so könne der „Third Mission“-Aufgabe schließlich „der Schrecken genommen werden“.

Geeignete Indikatoren zur Messung von Transferaktivitäten finden
Grundlage des Workshop-Formats war das Arbeitspapier einer vorab zusammengeführten Expertengruppe aus „Innovativen Hochschulen“ sowie eine Umfrage unter den Teilnehmenden. 14 mögliche Indikatoren rückten so in den Fokus, die in Kleingruppen anhand von Leitfragen zur Messbarkeit und Praxistauglichkeit diskutiert wurden. Im Plenum präsentierten die Teilnehmenden schließlich Relevanz, Definition und Operationalisierbarkeit der ausgewählten Indikatoren, die vier Themenfeldern zugeordnet waren:

  • Profilausprägung im Ideen-, Wissens- und Technologietransfer / Organisationswandel hin zu einer Transferkultur
  • Regionale Verankerung der Hochschule / Vernetzung mit dem regionalen Umfeld
  • Bedeutung der Hochschule für Innovation und Entwicklung in der Region und darüber hinaus / Beitrag zu Innovation in Wirtschaft und Gesellschaft
  • Sichtbarkeit und Neuartigkeit von Aktivitäten der Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Gesellschaft

Im Ergebnis stellte vor allem die Messbarkeit von hochschulischen Beiträgen zu sozialen und kulturellen Innovationen eine besondere Herausforderung dar: Hier müssen noch eigene Kategorien entwickelt werden und quantitative Methoden stärker durch qualitative Methoden der empirischen Sozialforschung ergänzt werden.

Transfer bewusst machen
Die „Third Mission“ ist im Vergleich zu den beiden anderen Kernaufgaben von Hochschulen, Lehre sowie Forschung & Entwicklung, ein noch vergleichsweise junges und wenig strukturiertes Feld. Oft fehlt es an interner wie externer Sichtbarkeit der Transferleistungen von Hochschulen. Viele Hochschulangehörige seien sich überhaupt nicht darüber bewusst, welche unterschiedlichen und vielfältigen Transferaktivitäten an der eigenen Hochschule stattfänden, zitierte der Keynote-Sprecher Prof. Pasternack eigene Umfrageergebnisse.  Etabliert sind öffentlichkeitswirksame, auf Bürgerinnen und Bürger ausgerichtete Transferformate, wie „Kinder-Uni“ oder die „Lange Nacht der Wissenschaften“. Die Herausforderung wird sein, zunehmend individuelle Formate zu entwickeln und diese auch strategisch einzubetten. Vereinzelte Beispiele gibt es bereits, doch diese beruhen noch allzu oft auf dem Engagement einzelner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Eine strategische Verankerung ist somit selten. Hier bietet die „Innovative Hochschule“ gute Ansatzpunkte und kann mittelfristig als Schaufenster für Erfolgsbeispiele im Bereich Transfer dienen. Diesen Mehrwert der Bund-Länder-Initiative betonte auch der Präsident der gastgebenden Hochschule Fulda, Prof. Dr. Karim Khakzar. Mit „RIGL-Fulda – Regionales Innovationszentrum Gesundheit und Lebensqualität Fulda“ implementiert die Hochschule eine umfassende Transferstrategie zur Förderung von Innovationen in den Bereichen Gesundheit, Lebensmittel und Ernährungssystem.

Der erste Workshop der Begleitmaßnahme bot den Teilnehmenden vielfache Gelegenheit zum „Community-Building“ – auch das ein wesentliches Ziel der Begleitmaßnahme. Die hochschulübergreifende Vernetzung bauten die 48 „Innovativen Hochschulen“ in persönlichem Austausch und informellen Gesprächen aus. Zum Abschluss des Workshops stellte sich die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS) als nächste Gastgeberin vor. Dr. Udo Scheuer, Leiter des Zentrums Wissenschafts- und Technologietransfer an der H-BRS, lud die Kolleginnen und Kollegen für das Frühjahr 2019 nach Sankt Augustin ein.