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15.04.2021 Aus der Praxis, S:NE

Salongespräche als Kreativ-Werkstatt und Impulsgeber für Veränderungen in der Region

Mobilität - ein durch eingefahrene Routinen geprägtes Themenfeld. Wie lassen sich diese Routinen aufbrechen? Das Vorhaben s:ne etablierte Salongespräche. 

Aufbau der Salongespräche bei der Schader-Stiftung (Quelle: Schader-Stiftung)
Aufbau der Salongespräche bei der Schader-Stiftung (Quelle: Schader-Stiftung) | Aufbau der Salongespräche bei der Schader-Stiftung (Quelle: Schader-Stiftung)

Die Herausforderung

Das Handlungsfeld Mobilität ist in besonderer Weise durch eingefahrene Routinen geprägt. Weitere Belastungen durch Schadstoffe und Lärm, aber auch Verlust an Lebensqualität für Anwohner und Pendelnde sind damit vorprogrammiert – solange es nicht gelingt, das jeweilige Problem aus einem erweiterten Blickwinkel wahrzunehmen. Doch wie kann so etwas gelingen?

Die Lösung

s:ne wusste: Unterschiedliche Ansätze in kreativer Weise zu verknüpfen und so einen erweiterten Systemblick zu gewinnen, ist Voraussetzung dafür, konkrete Impulse für Veränderungen in der Region zu vermitteln. Deswegen entwickelte das Vorhaben „Salongespräche“. Diese „Salongespräche“ bringen in einer offenen, aber konzentrierten Atmosphäre Akteure aus Praxis und Wissenschaft zusammen. Das Format soll kreative Potentiale für „nachhaltigere“ Lösungs- und Handlungsoptionen wecken – und zwar sowohl innerhalb der beteiligten Unternehmen und sonstigen Organisationen als auch auf lokaler bzw. regionaler Ebene und schließlich auch im Hinblick auf die Fortentwicklung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.

Die Umsetzung

In den Salongesprächen kam ein Kreis aus festen Teilnehmenden und einigen wenigen variierenden Experten (ca. 15-20 Gesprächspartner) aus Wissenschaft und Praxis zusammen. An fünf Terminen ging es in einer ungezwungenen Atmosphäre anhand von konkreten Fallbeispielen um Einzelfragen einer Mobilitätswende – etwa Verkehrsvermeidung durch wohnartnahe Gemeinschaftsbüros im ländlichen Raum, lokale Lieferdienste und Verlagerung der Stadt- Umlandverkehre auf das Fahrrad. Den Gesprächseinstieg bildeten jeweils kurze Impulse aus der Praxis, ergänzt um Kommentare anderer Praxis- und Wissenschaftsakteure. Ein Frageraster lenkte die Aufmerksamkeit auf die spezifische Akteur-Konstellation und die jeweils wirksamen Anreize und Hemmnisse. Bereits der Austausch mit den Impulsgebenden vermittelte wichtige Lernimpulse.

Das eigentliche Salongespräch konnte darauf aufbauen und den Prozess vertiefen und verbreitern. Explizit geht es bei dem Format nicht darum, „Leuchtturm“- bzw. „Red-Tape“-Projekte vorzustellen, sondern „alltagsrelevante“ Probleme so anzugehen, dass sich daraus Impulse für konkrete Veränderungen ergeben. Die Analyse der Fallbeispiele über das Frageraster ermöglicht den Teilnehmern, sich konstruktiv mit konkreten Herausforderungen auseinanderzusetzen. So gewinnen die Akteure einen veränderten, systemoffenen Blick auf mögliche Lösungsoptionen. Kurz gesagt: Die Salongespräche schaffen für einen Transformationsprozess ein Klima, in dem unterschiedliche Akteure mit unterschiedlichen Interessen über die Fallbeispiele offen und konstruktiv diskutieren. Die Salongespräche ermöglichen es, neue kreative Ansätze „durchzuspielen“ und Impulse zu deren Umsetzung zu vermitteln.

Das Fazit

In der Rückschau lässt sich festhalten: Das Format der Salongespräche eröffnet einen offenen Blick auf die konkreten Problemstellungen, ermöglicht die gemeinsame Reflexion über Hemmnisse und schafft eine Basis für neuartige Lösungsansätze. Es fördert die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Praxis, Behörden, Politik und Forschung. Das Format begünstigt durch seine vertrauliche Atmosphäre und den „festen Kern“ an gleichbleibenden Teilnehmenden einen kreativen Gedankenaustausch abseits bestehender Denkmuster. Ausschlaggebend für den Erfolg ist die intensive Vordiskussion mit den Impulsgebern anhand des Fragerasters. Dieses hilft zugleich, den Austausch im Salongespräch zu strukturieren.

Um den Moderator zu entlasten und gleichzeitig die Auswertung zu erleichtern, ist es sinnvoll, eine Person im Vorfeld als „Prozessbegleiter“ zu bestimmen. Auch die Nachbereitung der Termine ist von großer Bedeutung, um das Engagement der Beteiligten im Prozess zu bewahren und Themen, die sich zu einer tieferen Diskussion eignen, zu identifizieren. So kann auch die Teilnahmebereitschaft erhöht werden, da sich rasch sichtbare Ergebnisse ergeben. Inhaltlich war die Salongesprächsreihe für das Projekt ertragreich: Das Team hat die behandelten Themen im Nachgang konzeptionell aufgearbeitet und mit den jeweils relevanten Akteuren in einem „Werkstatt-Gespräch“ Folgeaktivitäten in Angriff genommen. Ein Ergebnis der Salongespräche ist beispielsweise ein gemeinsamer Förderantrag mit Praxisakteuren zum Thema Gemeinschaftsbüros. Auch das fahrradgestützte Auslieferungsmodell „LieferradDA“ (https://lieferradda.de/) geht auf ein Salongespräch zurück.